Gilde Legendary
Die kleine, unwegsame Straße die durch den lichter werdenden Wald führte, begann sich langsam zu verbreitern. Die in Leder gekleidete Person trat aus dem Wald heraus und im Dunst des letzten Regens waren schwach die Umrisse der Berge zu erkennen. Erschöpften Schrittes machte sich die Gestalt wieder auf den Weg. Viele Tage schon war er unterwegs um diesen Ort zu erreichen. Auch wenn seine Eltern und seine Freunde ihm alle sagten das er einem Traum, einer Illusion nachlaufe, so wollte er es doch mit seinen eigenen Augen sehen. Und nun stand er hier. Es musste hier sein, die Bewohner des Dorfes in der Nähe hatten ihm den Weg beschrieben. Ein wenig machte sich Enttäuschung breit, während er die nach oben ansteigende Wiese hochging. Weder war hier etwas besonderes zu sehen oder zu hören, noch fühlte er etwas. Einige Minuten lang betrachtete er die Umgebung, von der er sich wünschte mehr sehen zu können. Wenn dieser Nebel nur nicht so hartnäckig wäre.
In der Ferne hörte er das dumpfe Grollen von Donner der neuen Regen ankündigte. Er fröstelte als aus heiterem Himmel ein kurzer kalter Windstoß über die Landschaft fegte. Da sah er es... im Nebel erkannte er die Umrisse von etwas das nicht natürlich war. Vorsichtig schritt er näher und dann war es klar zu erkennen: Eine kleine, einfache Hütte aus deren Schornstein bläulicher Rauch aufstieg. Irritiert sah sich der Wanderer nochmals um denn er war sich sicher, das hier vor wenigen Augenblicken nichts weiter war als Natur.
Als er vorsichtig näher an die Hütte trat, öffnete sich die Tür und heraus trat ein Mann. Tiefe Furchen, von Wind und Wetter in sein Gesicht gezeichnet und ein fast weißer Bart verrieten zwar sein Alter nicht, machten aber deutlich das er schon sehr lange auf dieser Welt verweilte. "Ah, seid willkommen Wanderer." Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Ich bekomme hier nicht sehr oft andere Menschen zu Gesicht. Um ehrlich zu sein, ist mir das nur recht...," er machte eine abwiegelnde Bewegung, "ich mag die Ruhe und die Einsamkeit." Der stechende Blick des alten Mannes schien den Wanderer prüfend abzuschätzen. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. "Setzt euch doch ein wenig und seid mein Gast." Ein winkte den Unbekannten näher zum Haus und zeigte auf eine einfache Holzbank. "Ein paar Neuigkeiten könnte ich durchaus vertragen. Was gibt es neues in der Welt?" So begab es sich, das beide ein langes Gespräch hatten und viele interessante Dinge zur Sprache kamen. "So mein junger Freund, ich denke aber, das es langsam an der Zeit ist mir zu sagen warum du wirklich hier bist." Abwartend blickte er seinen Gast an und nach kurzem Zögern erzählte er den Anstoß für seine Wanderung. "Das ist der Grund meiner Anwesenheit," der Wanderer senkte seinen Kopf, "ich hoffe das ich etwas finde das mir hilft mein Leben zu meistern. Ich besitze nicht die Stärke eines Kriegers, die Geschicklichkeit eines Jägers oder gar das Wissen eines Magiers und dennoch..., ich kann mir nicht vorstellen mein Dasein als Bauer oder Schmied zu fristen. Es muss doch noch mehr geben und da hörte ich von dieser Legende hier." "Du hast so ziemlich alle Eigenschaften aufgezählt die du nicht besitzt und doch hast du das wichtigste vergessen." Der alte Mann deutete mit seinem rechten Zeigefinger auf die Brust des Jungen. "Das innere Feuer, den Mut trotz aller Widrigkeiten die Kraft zu finden etwas verändern zu wollen und niemals aufzugeben."
Die dunklen Wolken waren in der Zwischenzeit schon dicht herangekommen und die Luft roch bereits nach dem neuen Regen und dem Gewitter. Der Eremit holte seufzend tief Luft. "Ich kann dir nicht sagen was an der Legende wahr ist und was davon aus dem wirren Geist eines Schreiberlings entsprungen ist. Alles was ich dir sagen kann ist das es da oben in den Bergen tatsächlich etwas gibt." Nachdenklich blickte er in die Richtung des Berges. "Du musst wissen, ich bin schon eine lange Zeit der Wächter dieses Pfades. Ich habe schon viele kommen sehen und nur sehr wenige sind wieder gegangen. Ich weiß nicht was mit jenen passiert die nicht wiederkehren. Sicher nichts Gutes, dessen zumindest bin ich mir sicher. Die allerdings, die ich wiedergesehen habe, waren nicht die selben die den Pfad beschritten haben. In ihren Augen und ihren Herzen hatte sich etwas verändert, zum besseren gewandelt." Der alte Mann erhob sich mühsam von der Holzbank, machte mit seiner rechten Hand eine ausholende Geste und zeigte den steilen Pfad hinauf, der sich bald zwischen Felsen und Nebelbänken verlor. "Wenn du in deinem Inneren tatsächlich den Mut besitzt den ich gespürt habe, dann solltest du dich nun auf den Weg machen. Ich kann dir nicht sagen was dich erwartet. Doch solltest du zurückkehren, dann bist du einer der Wenigen die auserkoren wurden. Du hast dir dann das Recht verdient und darfst dich einen "Legendary" nennen." Der Alte senkte ein wenig den Kopf, sah seinem Gegenüber tief in die Augen und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. "Nun denn Anwärter. Triff deine Entscheidung... Jetzt!"